Nach dem Flug über Chicago nach Washington bezogen wir unser Quartier in Alexandria, Virginia (Hotels direkt in D.C. sind enorm teuer, daher wichen wir auf den Nachbarstaat aus), und erkundeten ein wenig Old Town Alexandria - eine hübsche Stadt.
Am nächsten Morgen, nach dem obligatorischen Kirchenbesuch (ja, Papa, ich war brav ;-)), nahm ich die U-Bahn nach D.C. und begab mich zuerst einmal auf einen kleinen Stadtrundgang. Washington ist nicht wie andere amerikanische Städte; es gibt z.B. überhaupt keine Wolkenkratzer, da kein Gebäude höher als das Kapitol sein darf. Der Stadtplaner, Pierre L'Enfant, hat sehr viele große Achsen eingebaut, sodass man von den Angelpunkten aus immer bedeutende Gebäude sehen kann (z.B. vom Washington Monument aus das Weiße Haus, das Kapitol und das Lincoln Memorial). Mit seinen unzähligen Ministerien erinnerte mich die Stadt komischerweise an Berlin.
Nachdem ich an Ford's Theater (wo Abraham Lincoln erschossen wurde) und dem FBI-Gebäude vorbeigekommen war, entschloss ich mich ob des Wetters nach drinnen zu fliehen. Erste Wahl war natürlich das Nationalarchiv, wo neben anderen wichtigen Dokumenten die Originale der Unabhängigkeitserklärung und der Verfassung aufbewahrt werden. Beide sind recht verblasst, und da man natürlich nur ohne Blitz fotografieren durfte, stelle ich keine Fotos davon rein. Trotzdem war es für mich als American-Studies-Studentin logischerweise ein tolles Erlebnis!
Danach unternahm ich noch einen Abstecher in den von I. M. Pei designten Neubau der National Gallery of Art, wo Werke von allen bedeutenden Künstlern der Moderne sowie eine interessante Ausstellung zum Untergang von Pompeii und Kunst in der Bucht von Neapel zu sehen waren.
Ein Spaziergang vorbei am Kapitol, die National Mall hinunter bis zum Washington Monument und vorbei am erleuchteten Weißen Haus rundeten diesen Tag ab.
Am nächsten Tag hatte ich klugerweise meine Kamera vergessen, aber Mohamed war so nett und überließ mir seine - thanks for letting me have your pictures! An diesem Tag besichtigten wir den Supreme Court und das National Air and Space Museum (wo u.A. ein original Lilienthal-Gleiter ausgestellt war). Das Tolle ist, dass alle Museen in der Stadt kostenlos sind. Allerdings muss man sich regelmäßig auf lange Warteschlangen aufgrund der strengen Sicherheitskontrollen gefasst machen.
So auch in einem der Höhepunkte: dem Kapitol. Nachdem ich zuerst eine Tour durch die Schaltzentrale der US-Politik mitgemacht hatte, nahm ich die Möglichkeit in Anspruch, ein bisschen auf den Besuchertribünen der beiden Parlamente zu sitzen. Erstaunlicherweise wurde auch gerade in beiden Kammern gearbeitet! Im Senat hörte ich u.A. John Kerry eine Rede halten; es herrschte gerade große Aufregung über die AIG-Boni. Im Repräsentatenhaus wurde dagegen über so wichtige Dinge wie die Bennennung einer Postfiliale in XYZ debattiert :-). Höchst faszinierend!
Die Hälfte des letzten Tages in D.C. verbrachten Mohamed und ich auf dem Arlington National Cemetery, einem riesigen Soldatenfriedhof, auf dem u.A. auch John F. Kennedy begraben liegt. Die unzähligen Reihen weißer Grabsteine lassen den Besucher schnell erstummen.
An diesem Tag fand auch gerade eine Beerdigung statt. Aus der Ferne hörte man Salutschüsse, und dann sahen wir den Sarg, der auf einer von 6 Rappen gezogenen Kutsche vorbeifuhr. Das bewegendste Erlebnis war allerdings "Changing of the Guards" am Grab des unbekannten Soldaten.
Nach diesem leicht erdrückenden Vormittag ging es noch einmal in die Innenstadt. Ich wollte gerade in die Library of Congress gehen und kam wieder am Kapitol vorbei, da bemerkte ich plötzlich, dass viele Passanten stehen blieben und zum Parlament hinüberschauten. In der Luft waren Polizeihubschrauber, und alle Straßen waren abgesperrt. Also blieb ich ein wenig stehen und wartete. Nach einer Weile kam eine irische Dudelsackgruppe aus dem Gebäude und spielte auf den Stufen (es war St. Patrick's Day). Kurz darauf erblickte ich Präsident Barack Obama höchstpersönlich, wie er die Stufen des Kapitols hinunterstieg - zusammen mit dem irischen Premierminister, wie ich später herausfand. Dann fuhren sie mit zwei riesigen Limousinen, begleitet von schwarzen Secret-Service Jeeps und Duzenden Polizeimotorrädern davon, und der Spuk war vorbei! VOLL KRASS!!!! :-)
Leider kann man auf den Fotos nicht so viel erkennen... Am selben Abend lief ich noch einmal am Weißen Haus vorbei, als plötzlich wieder die Polizei kam und alle Straßen absperrte. Wieder kam eine riesige Wagenkolonne und brauste an mir vorbei. Da diesmal aber keine amerikanischen Flaggen auf die Limousinen gepflanzt waren, nehme ich an, dass es Brian Cowen bei seiner Abreise war...
Den Rest des Nachmittages verbrachte ich in der Library of Congress, der größten (und sicherlich auch einer der schönsten) Bibliothek der Welt. Besonders gut gefiel mir die Originalbibliothek von Thomas Jefferson sowie eine Ausstellung alter Weltkarten (darunter die Waldseemüller-Karte, auf der zum ersten Mal der Name "Amerika" auftaucht).
Mit einem Spaziergang entlang der National Mall mit ihren zahlreichen Denkmälern und Monumenten ließ ich den Tag ausklingen. Bei Nacht sind diese besonders beeindruckend...
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