Dienstag, 9. September 2008

My Schedule


Gestern hat meine zweite Vorlesungswoche an der UWSP angefangen. Ich habe nur vier Veranstaltungen gewählt, was aber sicherlich genug sein wird, wenn man den hohen Arbeitsaufwand an amerikanischen Unis in Betracht zieht. So sieht mein Stundenplan aus:

English 385 (Major Authors: Thackeray) Tuesdays & Thursdays 11:00-12:15

English 334 (Shakespeare: Tragedies and Later Plays) Mondays, Wednesdays and Fridays 13:00-13:50

Political Science 391 (American Political Thought) Mondays, Tuesdays and Thursdays 14:00-14:50

English 327 (Victorian Literature in Transition) Tuesdays and Thursdays 15:35-16:50

Kurse wie diese auf 300er-Level sind für fortgeschrittene Undergraduates (Bachelor-Studenten) gedacht. Die meisten meiner Kommilitonen sind in ihrem vierten, d.h. letzten Studienjahr (sogenannte „Seniors“). Vom Niveau her sind die drei Anglistik-Kurse ähnlich wie in Deutschland, der Politikkurs liegt wesentlich niedriger; doch dazu später mehr. Allerdings ist das Lesepensum viel höher als in deutschen Unis. Ein kleiner Vergleichswert: In einem Shakespeare-Seminar, das ich in Passau belegt habe, haben wir 4 Stücke gelesen – und das war schon viel. Hier, in English 334, lesen wir 8 (!!), darunter so komplexe Stücke wie Hamlet und Othello. Es dürfte jedoch klar sein, dass man in so kurzer Zeit nicht alle Aspekte dieser hochkomplizierten Meisterwerke erfassen dürfte.

In English 385 und 327 geht es um viktorianische Literatur (19. Jh., für alle Nicht-Anglisten ;-)). Der Kurs zu dem britischen Schriftsteller William Makepeace Thackeray macht mir bis jetzt am meisten Spaß, da wir auch den kulturellen und historischen Hintergrund zu seinen Romanen besprechen. English 327 dagegen dreht sich um den Spätviktorianismus (1890er Jahre). Ich denke, ich kann jetzt schon sagen, dass ich kein großer Fan dieser Epoche werden werde. Nach Oscar Wildes Essay „The Decay of Lying“ (lest das mal, das ist wirklich der größte Schwachsinn, der mir in letzter Zeit untergekommen ist!!!) habe ich schon genug vom Ästhetizismus; aber zum Glück gehen wir irgendwann zu Stevenson und Stoker über...

Seminargebäude "CCC" bei Tag...

Sehr angenehm ist die Kursgröße: jeweils ca. 15-20 Leute. Die (im Übrigen sehr freundlichen und hilfsbereiten) Dozenten bemühen sich, dass sich möglichst jeder beteiligt. Dies und die Tatsache, dass wir durchgängig kleine Tests und Hausaufgaben zu schreiben haben, erinnert mich an meine Schulzeit (Lio rocks :-)!!). Alles in allem machen mir die Seminare Spaß, und ich freue mich, dass ich jetzt (gezwungenermaßen) so viele berühmte Werke lesen kann. (Die Zeit reicht aber übrigens auch noch für Freizeitlektüre; momentan „The French Lieutenant’s Woman“ von John Fowles, das ich schon lange mal lesen wollte.)

Ein kleiner Wermutstropfen ist der Politikkurs, „American Political Thought“, in dem ca. 100 Leute sitzen. Was die Kursbeschreibung (eine Reise durch die Geschichte des amerikanischen politischen Gedankenguts) und das zugehörige Buch versprach, scheint der Professor leider nicht zu halten. Er verliert sich in Anekdoten über seine Großmutter, nicht witzige Witze über republikanische Politiker und alle möglichen Versuche, sich bei den Studenten beliebt zu machen (was ihm auch gelingt). Daneben erzählt er haarsträubende Sachen wie: „In 1636, when Elizabeth I was Queen…“, „Cromwell’s New Model Army tyrannized the country for about thirty to forty years, and then William of Orange was restored to the throne“ oder “Saint Paul said: ‘Render unto Caesar what is Caesar’s’” (und das war nur heute!!!). Mich regt das ziemlich auf, denn die Allermeisten werden ihm als Professor den Mist glauben, den er erzählt. Ich finde, wer sich in Geschichte und Theologie nicht auskennt, sollte lieber nicht so tun, als ob er Experte darin wäre! Im Großen und Ganzen bin ich aber mit dem akademischen Angebot zufrieden und freue mich, dass ich soviel Neues lernen kann.

...und bei Nacht

2 Kommentare:

Margaret hat gesagt…

das ist echt schade mit dein professor... es passiert halt manchmal.
Aber mit deine Englishe Klassen: manche Klassen sind so "uebersicht." das heisst man liest zum beischpiel 8 Shakespeare Stucken. Aber es gibt auch solche Klassen wo man nur eins liest in jeder detail. die sind aber oefters nur fuer graduate students (doktor studenten, oder?).

Anonym hat gesagt…

Wow, der Typ hat ja echt keine Ahnung von britischer Geschichte. William of Orange ins 17. Jh zu verlegen tut schon fast körperlich weh... der Rest ist ja fast nur ein bisschen falsch... *fg* Ich kann mir dein leidendes Gesicht geradezu vorstellen und wie Göske und K (wie hieß der Reli prof noch gleich?) schauen würden... 4 Seminare klingt echt gut und ich finde es super, dass die so verteilt sind über die Woche und man nicht diese Blocks hat wie hier. Achja, kleine Kurse... das wäre was schönes... wo alle mitarbeiten...
Okay, 8 Stücke geht ja noch, Frau Spengemann hat so Horrorstories von einem Roman pro Woche erzählt... naja, wenn man die kurse zusammennimmt, würde man da ungefähr drauf kommen, oder? Aber die Frau war eh seltsam, gut, dass du sie verpasst hast.

So, you are a senior now. How does it feel? Old? Experienced? You know that I envy you, that you can go and watch college football and basketball every week. That is so mean.

Naja, wenn du noch Zeit zum privat lesen hast, kann es ja nicht so schlimm sein... :-)

Ähm, muss man sich die Bücher alle selber kaufen oder wie muss ich mir das vorstellen?

HDL
Be blessed

Debby