Samstag, 27. September 2008

A Day in Madison

am Lake Mendota

Gestern habe ich ungebührlicherweise ein Seminar geschwänzt (liebe Kinder: nicht nachmachen!!) und auch nicht gearbeitet, denn ich hatte die Möglichkeit, nach Madison zu fahren (danke, Professor Ruppel!). Für alle, die es nicht wissen: Madison, etwa zwei Stunden südlich von Stevens Point gelegen, ist die Hauptstadt von Wisconsin, nach Milwaukee die zweitgrößte Stadt (ca. 200.000 Einwohner), sowie Sitz der größten und bekanntesten Uni im UW-System.

UWM campus

Es war ein schöner, sonniger Spätsommertag, und so ging ich als allererstes – in die dunkle Unibibliothek. Der Grund dafür war ein gewichtiger: Wer im Sommer mit mir zu tun hatte, weiß, dass ich eine recht umfangreiche Hauptseminararbeit über John Foxes Actes and Monuments (besser bekannt als Book of Martyrs) geschrieben habe. Dieses Werk, erschienen zwischen 1563 und 1583, war höchst einflussreich auf die zeitgenössische Literatur und prägt die angloamerikanische Kultur noch bis heute – äußerst faszinierend! Da es nicht mehr sehr viele Originalexemplare gibt, musste ich während meiner Recherche auf Ausdrucke aus dem Internet zurückgreifen (s.u.).


Nun hatte ich aber Wind davon bekommen, dass es in Madison tatsächlich ein Exemplar von 1576 gab, und – lange Rede, kurzer Sinn – das wollte ich mir anschauen. Da ich ja an der University of Wisconsin studiere, konnte ich ganz einfach in die special-collections-Abteilung marschieren und mir das Buch bringen lassen. Ihr glaubt nicht, wie ich mich gefühlt habe, als ich diesen uralten Schinken in den Händen hielt!!! Ich bin den ganzen Tag nicht mehr aus dem Strahlen herausgekommen :-). Tatsächlich die Seiten zu berühren und die tollen Holzschnitte zu betrachten (sie wirken wirklich fast dreidimensional!!) ist etwas ganz anderes, als mit den Ausdrucken zu arbeiten. Die freundlichen Bibliothekare haben mir sogar noch eine dreibändige Ausgabe aus dem 17. Jh. gebracht, die ich aber nicht so schön fand…

Uni-Campus

Museum of Modern Art

State Street mit Capitol

Ich habe mir das Buch sehr lange angeschaut und musste mich dann irgendwann richtig davon losreißen, um noch mehr von Madison zu sehen. Es gibt enorm viele tolle Sachen in der Stadt, sodass ich leider nur einen Bruchteil anschauen konnte – ich muss wohl noch mal wiederkommen!. Nach einem kurzen Spaziergang über den Uni-Campus bin ich die State Street entlanggelaufen (der Seltersweg bzw. die Königsstraße Madisons, nur schöner ;-)). Diese Fußgängerzone verbindet das Unigelände mit dem Capitol, dem Regierungssitz des Staates Wisconsin. Es gibt unzählige hübsche kleine Läden, Cafés und Buchhandlungen. Im University Bookstore habe ich mich dann erstmal mit UW-Devotionalien und einem Vorrat an Tintenpatronen eingedeckt (die sind hier nämlich sehr teuer und selten). Es gab so viele tolle Läden, dass ich längst nicht in alle gehen konnte.

Capitol

"Liberty"

Rotunde

Im Capitol habe ich zum Schluss noch eine kostenlose Führung mitgemacht, was auch sehr eindruckvoll war. Das Gebäude, erbaut zu Beginn des 20. Jh., ist größer als das Capitol in Washington, D.C. und beherbergt alle drei Politikzweige Wisconsins: Legislative, Exekutive und Judikative. Ich war also im Gerichtssaal, im Büro des Gouverneurs, der Assembly und dem Senate. Zum Schluss genoss ich noch den Blick von der Aussichtsterasse auf die beiden Seen Madisons.

Governor's office


Senate

Assembly


Nach einer kleinen Einkaufstour (Bioladen und deutsche Bäckerei :-)) war ich dann noch mit Professor Ruppel und einer weiteren Germanistik-Dozentin aus Stevens Point in einem tollen Fischrestaurant essen. Dieses Essen war sozusagen das i-Tüpfelchen auf einem rundum gelungenen (und dazu noch für mich völlig kostenlosen!) Tag in Madison.

im Blue Marlin

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