Mir ist aufgefallen, dass ich noch gar nichts über das Wetter in Wisconsin geschrieben habe - das möchte ich hiermit nachholen. Wir haben hier Kontinentalklima, d.h. im Vergleich zu Mitteleuropa sind die Wetterverhältnisse viel extremer - überspitzt ausgedrückt, sehr langer Winter, kurzer Sommer und fast gar kein Herbst sowie Frühling.
Als ich Ende August in Stevens Point ankam, war noch Hochsommer mit knalliger Sonne und um die 30°C. Es folgte ein schöner bunter Herbst mit milden Temperaturen - Anfang November hatten wir an einem Tag nochmal ca. 20°C! Seit Ende November ist es durchgängig unter dem Gefrierpunkt, und seit Anfang Dezember haben wir eine geschlossene Schneedecke. Ich habe gehört, dieser Winter soll noch kälter und schneereicher sein als normal. Wo nicht geräumt ist, liegt zwar nur ca. 1 m Schnee, aber das ist so viel, dass sich auf allen freien Flächen riesige Schneeberge auftürmen (im letzten Post, Bild "Straße", kann man das ganz gut erkennen). Meist wird das weiße Etwas mit Baggern abtransportiert, weil es so viel ist. Schneefräsen sind gang und gebe. Also, falls es jemandem an Schnee fehlt im deutschen Winter: kommt hier vorbei :-)!
Am letzten Wochenende war es zum ersten Mal seit knapp drei Monaten wieder ein wenig über dem Gefrierpunkt (40°F = ca. 5°C). Was sich anfühlte wie eine tropische Hitzewelle, war nicht von langer Dauer. Heute sank das Thermometer bereits wieder auf 10°F (ca. -12°C), und so soll es wohl auch noch eine Weile bleiben. Nur unter 0°F (= -18°C) wird es ungemütlich. Mit Windchill wird es manchmal so kalt, dass man nicht länger als 20 Minuten nach draußen gehen sollte wegen Erfrierungsgefahr für unbedeckte Hautflächen. Zum Glück bekommt man über das Uni-Emailsystem aber immer genug "Severe Weather Warnings"...
Durch diese wochenlange Kälte sind alle Gewässer stocksteif gefroren, und so wanderte ich im Dezember zuerst über einen örtlichen See und dann auch (zum Entsetzen aller meiner Freunde) über den doch recht breiten Wisconsin River. Wie ihr seht, lebe ich noch - es war eine tolle Erfahrung :-)!
Die Wisconsinites, die hier geboren und aufgewachsen sind, fluchen fast nur über das Wetter und die Kälte. Man hört öfters Kommentare wie "What the **** am I doing in this frozen tundra?". Andererseits scheinen viele Leute noch nie etwas von Wolle oder warmer Kleidung im Allgemeinen gehört zu haben, sondern laufen immer noch in Baumwollklamotten und Sportschuhen herum. Das kann ich nicht wirklich nachvollziehen - "es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur falsche Kleidung".
Ich finde diesen Winter jedenfalls hundertmal besser als den deutschen: Klirrende Kälte ja, aber eben auch viel Schnee und so gut wie jeden Tag Sonnenschein. Kein Regen, grauer Himmel und Hochnebel! Man kann Schlittenfahren, Schlittschuhlaufen und Langlaufski machen - letzteres wird, glaube ich, eine meiner neuen Lieblingssportarten (ehrlich gesagt hatte ich als Abfahrtsskifanatikerin ziemliche Vorurteile gegen Langlauf. Aber nach den ersten beiden Malen liebe ich es bereits - ein tolles Workout, und wenn man es einmal heraushat, kann man ganz schön Tempo machen!). Und auch auf die Gefahr hin, dass ich schräg angeschaut werde, habe ich heute mein Fahrrad aus dem Keller geholt - Frühling, ich komme ;-)! Die Bäume in unserem Garten haben übrigens schon Blätterknospen...
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