Sonntag, 25. Januar 2009

Home, sweet home

Vor ca. 10 Tagen bin ich in einen echten amerikanischen Trailer gezogen. Ja, ihr habt richtig gehört - diese riesigen besseren Wohnwagen, die man nur aus schlechten Filmen kennt, in denen der white trash, die weiße Unterschicht, wohnt (jemand wie Vicky Pollard, für alle Little-Britain-Fans :-)) und wo öfters mal Leute mit dem Schlachtermesser umgebracht werden.

Soweit die gängigen Vorurteile aus Deutschland *gg*. Nein, im Ernst - es ist wirklich nett hier ;-). Unsere Nachbarn sind meist ältere Leute, deshalb ist es sehr ruhig. In unserem Trailerpark gibt es auch fast nur neuere, gepflegte Trailer.

Straße

unser "Haus" - man beachte die US-Flagge!

andere Seite

In dem Ding ist mehr Platz, als man denkt - 2 1/2 Schlafzimmer, ein großes Wohnzimmer, vollausgestattete Küche und Bad sowie eine große überdachte Terasse, die allerdings momentan aufgrund der Kälte mit Plastikfolie abgeklebt ist (wie die Schlafzimmerfenster im Übrigen auch). Dies dient als zusätzliche Wärmeisolierung (ja, wir haben wirklich eine Heizung!! Und nein, es ist nicht kalt. Meistens wenigstens :-)). Hinter dem Haus gibt es noch einen Schuppen sowie eine Wiese (imaginär, unter dem Schnee), wo man im Sommer bestimmt schön draußen sitzen und grillen kann.

front porch

Ein Nachteil ist die Entfernung zum Campus. Zu Fuß braucht man ca. 40 Minuten, mit dem Rad ca. 15 min. Der Bus hält 5 Minuten entfernt und braucht ca. 20 min zur Uni, fährt aber nur einmal in der Stunde und auch nur wochentags bis 18 Uhr. Da meine Mitbewohnerinnen aber beide Autos haben und ich Dienstags und Donnerstags sowieso komplett zuhause arbeiten werde, ist das aber okay.

mein Zimmer

mein Zimmer - andere Seite

Das beste ist, dass ich endlich wieder mein eigenes Zimmer habe und dazu noch doppelt so viel Platz wie im Wohnheim. Privatsphäre ist doch etwas Gutes! Die Möbel habe ich alle geschenkt oder geliehen bekommen - bis auf den Schreibtisch und das Bücherregal, und die waren auch nicht teuer. Es ist zwar alles nicht das Neueste und Hübscheste, aber es erfüllt seinen Zweck.

Wohnzimmer

Küche mit allem, was das Herz begehrt

Bad. Mit Badewanne, Waschmaschine und Trockner. Und keine Rasierklingen auf dem Fußboden mehr!!!

Amanda und Sarah. Ja, sie sind ein bisschen verrückt - wir passen zusammen ;-)!

Meine beiden Mitbewohnerinnen, Sarah und Amanda, studieren beide wie ich und sind höchst umgänglich, lieb und ordentlich. Dadurch, dass wir die Miete und die Einkäufe durch 3 teilen, kommen wir alle sehr günstig dabei weg. Es ist toll, abends nach Hause zu kommen und Menschen anzutreffen, die man mag und denen man wichtig ist. Wir kaufen zusammen ein, kochen, waschen ab, putzen gemeinsam und haben viel Spaß - fast wie in einer richtigen Familie. I'm at home.

Donnerstag, 22. Januar 2009

Streber!!

So, ihr Lieben, jetzt muss ich doch mal ein bisschen angeben :-). Gestern erreichte mich ein großer Brief aus dem "Office of the Provost & Vice Chancellor", darin dieses hübsche Blatt Papier:


Der Stress hat sich also doch gelohnt. Hier meine Notenübersicht (die Formatierung ist leider ein bisschen verschoben):

Course No Sec Crs Grade Points Course/Subtitle Messages ENGL 327 1 3.0 A 12.00 VICTORIAN LITERATURE IN
TRANSITION
32 ENGL 334 1 3.0 A 12.00 SHAKESPEARE: TRAGEDIES&LATR
PLAYS
32 ENGL 385 2 3.0 A 12.00 MAJOR AUTHORS: W M THACKERAY 32 POLI 391 1 3.0 A 12.00 AMERICAN POLITICAL THOUGHT 64 SEMESTER CUMULATIVE GPA Credits Points GPA Credits Points Crs to Grad Acad Status Semester Honors UGrad: Grad: 4.00 12.0 48.00 0.00 0.0 0.00 4.00 0.00 12.0 0.0 48.00 0.00 102.0 0.0 HIGHEST
HONORS
University of Wisconsin-Stevens Point
Grade Report
Term: 200810 - SEM I 2008-09 Classification: 1ST SEM SENIOR
...und noch ein kleines Ranking:









Size
Rank-------Percentile

University:





772 1


99

College of LS:





362 1


99


:-) :-) :-) SOLI DEO GLORIA!

Freitag, 16. Januar 2009

Bewegte Ferien

Zuerst einmal darf ich euch allen noch nachträglich ein frohes und gesegnetes Neues Jahr 2009 wünschen! Dieser Blog wird noch eine Weile länger existieren, da mein Abenteuer Wisconsin in die zweite Runde geht. Ich werde noch ein weiteres Semester bleiben und in den kommenden Wochen und Monaten hier meine Bachelorarbeit verfassen.

Davor ist aber noch ein paar wenige Tage Ruhe. Doch obwohl die Winterferien in den USA nur knapp vier Wochen dauern, habe ich bereits ein großes Reise- und Erlebnispensum hinter mich gebracht: In den letzten Wochen bin ich während 7 Flügen auf 5 verschiedenen Flughäfen gelandet, habe an 9 verschiedenen Orten übernachtet – und das alles ohne ein richtiges Zuhause.

Nach meinem Auszug aus dem Wohnheim – direkt nach Abgabe des letzten Papers – und dem Wochenende in Chicago flog ich über Weihnachten nach Deutschland. Diese Grenzüberschreitung erforderte ein neues Visum, und so durfte ich mir den ganzen Spaß auf dem Konsulat noch einmal antun :-). Das Gute ist, dass es beim zweiten Mal schon viel weniger stressig ist, da gewohnter.
Durch großartige Unterstützung aus Stevens Point (thanks, Brad!) hatte ich es tatsächlich geschafft, den letzten zwischen den Jahren verfügbaren Termin (23. Dezember, 8:45 Uhr) für ein Visumsinterview zu bekommen – allerdings genau 90 Minuten nach meiner geplanten Landung in Frankfurt (7:15 Uhr). So war mal wieder Spannung angesagt, vor allem auch angesichts der häufigen Flugabsagen wegen schlechten Wetters in Chicago. Doch am 22. Dezember 2008 herrschte strahlender Sonnenschein über dem Bundesstaat Illinois, sodass meine Maschine sogar 15 Minuten eher als geplant abhob. Wir landeten um 7 Uhr in Frankfurt, und um genau 8:29 stand ich vor dem Konsulat. Eigentlich unglaublich, wie perfekt das funktioniert hat! Doch es kommt noch besser: Nach ca. dreistündiger Wartezeit im Konsulat wurde mir mitgeteilt, dass das Visum schon genehmigt ist und sie es so schnell wie möglich abschicken werden. Das Zittern begann von neuem, da ich ursprünglich schon am 30. Dezember wieder in die USA fliegen wollte (und normalerweise wartet man mindestens 2 Wochen auf solch ein Visum). Doch – oh Wunder – als wir am 27. nach ein paar ruhigen Tagen aus der Rhön zurückkamen, lag ein großer DHL-Brief im Briefkasten. Mit einem brandneuen Visum!!!! Unglaublich. Und ich habe auf wundersame Weise sogar überhaupt nichts für den Versand bezahlt. WOW!

Trotzdem habe ich mich entschlossen, noch über Neujahr zuhause zu bleiben und wenigstens ein oder zwei alte Freunde zu besuchen. Der ganze Aufenthalt war anstrengend genug, da ich auch noch etliche Sachen aus Kassel holen musste und meine Familie auch gerne etwas von mir haben wollte :-). Ich selber trug noch mehr zur Spannung bei, als ich am 1. Januar um 3 Uhr morgens den Reifen unseres Autos platt fuhr, mit dem wir am nächsten Tag zum Flughafen fahren wollten (dank ADAC und vorhandener Sommerreifen aber im Handumdrehen behoben). Ihr seht also, mein Leben ist voller Abenteuer!! Trotz des Stresses, des Aufwands und des folgenden Jetlags war es aber eine gute Zeit in Deutschland.

Am 2. Januar kam ich dann wieder in den USA an und durfte auch einreisen, nachdem ich eine Stunde vor dem Immigration-Schalter gewartet hatte und auch noch einen falschen Stempel in meinen Pass bekommen hatte. Oh je, diese Behörden… Mein Flugzeug nach Stevens Point war zu allem Überfluss dann noch 2 Stunden verspätet, sodass sich mein Abholdienst lange auf dem großen und interessanten Central Wisconsin Airport vergnügen durfte ;-). Erst im Rückblick merke ich, wie stressig das alles war. Aber nichtsdestotrotz bin ich immer sicher und gesund angekommen und hatte Freunde, die mir helfen – so viel Grund zur Dankbarkeit!

CWA hat genau fünf Gates *lol*

Am Morgen des 3. Januar – nach ca. 15 Stunden schon wieder am CWA!! – flog ich zum Skifahren nach Colorado, doch dazu folgt bald ein eigener Post. Nun bin ich bereits wieder im beschaulichen kleinen Stevens Point, Wisconsin und habe sogar schon den nächsten großen Schritt hinter mich gebracht: meinen Umzug in einen echten amerikanischen Trailer. Danke an meine tollen Freunde (Jutta, Richard, Amanda, Sarah, Bob) für die Unterstützung – ich wüsste nicht, was ich ohne euch machen sollte! Heute haben wir einen großen Schreibtisch gekauft UND sogar in den Trailer geschafft, was gar nicht so einfach war. Wir mussten dazu alle Füße abschrauben, zwei Türen aushängen und haben trotzdem noch die Wand versaut. Aber jetzt ist er drin, und zusammen mit einem großen neuen Bücherregal steht erfolgreicher Büroarbeit hoffentlich nichts mehr im Wege! Ich bin jedenfalls in meinem Element, da ich all meine Unterlagen darauf ausbreiten kann :-). Fotos von meinem neuen Zuhause folgen hoffentlich bald mal…

Dienstag, 13. Januar 2009

Nachtrag aus dem Dezember: Geschafft!

Unglaublich, aber wahr: Ich habe überlebt :-)! Nach 16 Wochen, 3186 Seiten zu lesen, 5 kurzen und 2 langen Papers, 6 Quizzes, 17 Kurzaufsätzen, 8 Klausuren, 2 Präsentationen und einem Projekt ist mein obligatorisches Auslandssemester an der University of Wisconsin – Stevens Point erst einmal vorbei. Ja, ich werde wiederkommen für das nächste Semester, um meine Bachelorarbeit zu schreiben – das ist sozusagen das i-Tüpfelchen! Aber nun bin ich erstmal frei, wenigstens für ein paar Tage…

Blick aus dem Hotelfenster auf die Magnificent Mile

Bevor es nach Deutschland geht, habe ich mir noch ein Wochenende in Chicago gegönnt. Die Stadt ist wirklich beeindruckend, gerade zur Weihnachtszeit mit den erleuchteten Straßen und geschmückten Häusern. Von meinem Hotel aus, das direkt an der Michigan Avenue – der Haupteinkaufsstraße hier – liegt, kann ich den Water Tower, das John Hancock Center und sogar einen Streifen vom Lake Michigan sehen.

John Hancock Tower und Water Tower

John Hancock Tower mit Heike

Eisschollen auf dem Lake Michigan

Da die Sonne schien, hatte ich mir vorgenommen, ein bisschen durch die Stadt zu laufen, doch leider hatte ich nicht bedacht, dass ich in der „Windy City“ bin. Bei einer Außentemperatur von -20 Celsius, die sich durch den Wind wie -30 anfühlt, frieren die Füße und Hände trotz warmer Sachen schnell ein, die Tränen steigen in die Augen und man wünscht sich nur noch ins Warme.

Faszinierende Architektur bei klirrender Kälte


"AT&T Cloud Gate" - oder einfach "Die Bohne"

So bin ich nach einem kurzen Spaziergang durch den Millennium Park gleich ins Art Institute – der Louvre Chicagos – geflüchtet. Von ägyptischen Mumien über Rembrandt bis zu Monet gibt es dort alles, was das Kunstherz begehrt (viele Grüße an Mama!). Am interessantesten fand ich aber die amerikanischen Maler sowie Fotografien der Schlacht von Gettysburg (ziemlich grausam).

Foto von Abraham Lincoln (Mitte)

In der Dämmerung bestieg ich dann noch den Sears Tower, das höchste Gebäude Nordamerikas. Ein paar kleine Weihnachtseinkäufe in Macy’s rundeten meinen Tag ab. Es gibt viel zu viel in Chicago zu sehen, als dass man das in nicht einmal zwei Tagen alles auch nur annähernd schaffen könnte. Ich muss wohl noch einmal wiederkommen…

Blick vom Sears Tower nach Westen